Antikriegstag in Salzgitter Mahnung, Musik und klare Worte für den Frieden

Unter dem Motto „Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus.“ versammelten sich am Friedhof Jammertal zahlreiche Gewerkschafter*innen, Bürger*innen und Vertreter*innen der Stadt, um gemeinsam den Antikriegstag zu begehen.

Antikriegstag SZ

2. September 2025 2. September 2025


Der Ort, an dem über 4000 Opfer von Zwangsarbeit und Gewalt während des Nationalsozialismus begraben liegen, bot einen würdigen Rahmen für eine Veranstaltung, die Erinnerung und aktuelle Verantwortung miteinander verband.

Ein bewegendes Programm

Die Gedenkveranstaltung begann musikalisch mit Liedbeiträgen von Isabell Neuenfeldt, deren Stimme die emotionale Tiefe des Anlasses unterstrich. Markus Hulm, Vorsitzender des Stadtverbandes Salzgitter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), begrüßte die Gäste mit eindringlichen Worten: „Der Antikriegstag macht das Angebot, individuell und kollektiv für den Frieden hier und heute einzustehen.“ Er erinnerte an die geopolitischen Konflikte unserer Zeit und betonte die Notwendigkeit, sich aktiv gegen Krieg und rassistische Übergriffe zu engagieren.

Oberbürgermeister Frank Klingebiel sprach im Grußwort der Stadt Salzgitter über die Bedeutung kommunaler Verantwortung für den Frieden. Besonders eindrucksvoll war die Beteiligung der Jugend: Der Ortsjugendausschuss der IG Metall präsentierte eine Galerie mit Eindrücken aus dem Jugendseminar zum Thema Krieg und Frieden. Abdul Suleiman hielt die Jugendrede und brachte die Perspektive junger Menschen auf globale Konflikte und ihre Auswirkungen zum Ausdruck. Ein zentrales Thema war die Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Die jungen Gewerkschaftsmitglieder positionierten sich dabei klar gegen eine verpflichtende militärische Ausbildung. Mit dem Zitat der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer - „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dafür, dass es nicht wieder geschieht.“ – unterstrich Suleiman die Verantwortung der jungen Generation, sich aktiv für Frieden und gegen jede Form von Krieg und Faschismus einzusetzen.

Jens Schäfer: „Der Kampf gegen Aufrüstung ist auch ein Kampf für soziale Gerechtigkeit“

Die ursprünglich vorgesehene Hauptrednerin Chaja Boebel vom IG Metall-Vorstand musste krankheitsbedingt absagen. Für sie sprach kurzfristig Jens Schäfer, Betriebsratsvorsitzender bei ZF Hannover, ehrenamtliches Vorstandsmitglied der IG Metall und langjähriger Friedensaktivist. In seiner Rede knüpfte Schäfer an die Tradition der IG Metall an, insbesondere an Otto Brenner, der sich bereits in den 1950er Jahren gegen die Wiederbewaffnung und die Wehrpflicht aussprach. Schäfer warnte vor einem besorgniserregenden Rückfall in alte Denkmuster und kritisierte die zunehmende gesellschaftliche Normalisierung von Aufrüstung und Militarisierung.

„Die Rüstungsindustrie wird gesellschaftsfähig gemacht – und das weitgehend ohne breite öffentliche Debatte“, so Schäfer. Er verwies auf die geplanten Investitionen der EU in Höhe von 800 Milliarden Euro zur Umstellung auf eine Kriegswirtschaft und die Entscheidung des Bundestags, jährlich 5 % des BIP für militärische Zwecke bereitzustellen. Schäfer machte deutlich: „Jeder Euro, der in Waffen fließt, fehlt bei Bildung, Gesundheit und sozialer Sicherheit.“

Er rief dazu auf, sich als Gewerkschaft entschieden gegen diese Entwicklung zu stellen und für eine friedliche, solidarische Gesellschaft einzutreten. Die Satzung der IG Metall sei dabei nicht nur historisches Dokument, sondern aktueller Auftrag: Abrüstung, Völkerverständigung und Frieden.

Ein starkes Zeichen der Solidarität

Die Veranstaltung endete mit einer Kranzniederlegung. Der Antikriegstag in Salzgitter war nicht nur ein Moment des Gedenkens, sondern ein kraftvolles Zeichen für Frieden, Demokratie und Menschlichkeit.

Der DGB Stadtverband setzt mit dieser Veranstaltung ein klares Zeichen: Erinnerung ist nicht genug – sie muss in Verantwortung und konkretes Handeln münden. Für eine friedliche Zukunft. Jetzt.