Rote Karte für Kündigung zentraler Betriebsvereinbarungen MAN-Vertrauensleute in Salzgitter verurteilen Arbeitgebervorstoß scharf

9. Juli 2025 9. Juli 2025


Mit deutlichen Worten und kräftiger Entschlossenheit haben die IG Metall-Vertrauensleute am MAN-Standort Salzgitter auf die überraschende und einseitige Kündigung zahlreicher Betriebsvereinbarungen durch die Arbeitgeberseite reagiert. Auf zwei sehr gut besuchten Informationsveranstaltungen am vergangenen Freitag – sowohl in der Früh- als auch in der Spätschicht – wurde schnell klar: Die Stimmung unter den Beschäftigten ist von Empörung und tiefem Unverständnis geprägt.

„Das Vorgehen der Arbeitgeberseite ist ein eklatanter Bruch der gewachsenen Sozialpartnerschaft. Statt die Herausforderungen der Transformation gemeinsam zu bewältigen, werden hier offenbar einseitig Pflöcke eingeschlagen, um Kosten auf dem Rücken der Beschäftigten zu senken. Das werden wir nicht akzeptieren!“, erklärt IG Metall-Vertrauenskörperleiter Andrea Deiana am MAN-Standort in Salzgitter.

Vom Arbeitgeber wurden zentrale Betriebsvereinbarungen zur Disposition gestellt, die wichtige Grundlagen für Einkommen, Arbeitsbedingungen und Motivation der Belegschaft bilden. Betroffen sind unter anderem:

  • Prämienentgelte
  • Regelungen zur Gruppenarbeit
  • Übertarifliche Zulagen

Diese Vereinbarungen stehen seit Jahren für Verlässlichkeit, Gerechtigkeit und betriebliche Stabilität. Ihre abrupt erklärte Kündigung löst in der Belegschaft große Verunsicherung aus. „Wir erleben hier ein Vorgehen, das nicht nur Misstrauen sät, sondern auch unsere Gespräche über die Zukunft des Standorts massiv belastet“, kritisierte Deiana weiter.

Besondere Brisanz erhält die aktuelle Eskalation vor dem Hintergrund der Verhandlungen zum anstehenden Zukunftstarifvertrag. Dieser soll die Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre regeln und zentrale Fragen der Beschäftigungssicherung, Transformation, Qualifizierung und Standortsicherung beantworten. „Während die Arbeitgeberseite öffentlich Dialogbereitschaft zum Zukunftstarifvertrag signalisiert, erleben wir im Betrieb das genaue Gegenteil: Statt Verhandlungen auf Augenhöhe werden Tatsachen geschaffen, indem bewährte Vereinbarungen gekündigt werden. Das steht in krassem Widerspruch zu jeder Form vertrauensvoller Zusammenarbeit“, so der Vorsitzende des Betriebsrats Salzgitter MAN Truck & Bus Hüseyin Uc.

Der Arbeitgeber hatte angekündigt, nach der Sommerpause in intensive Gespräche über den Zukunftstarifvertrag einzutreten. Doch das jetzige Vorgehen wirft aus Sicht der IG Metall erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Zusagen auf. „Wir sind jederzeit bereit, konstruktiv über Zukunftsperspektiven zu verhandeln. Aber eines ist ebenso klar: Wir werden keinen Zukunftstarifvertrag unterschreiben, während gleichzeitig mühsam erkämpfte soziale Standards ausgehöhlt werden“, macht Uc unmissverständlich deutlich.

In einer klaren symbolischen Aktion zeigten die IG Metall-Vertrauensleute dem Arbeitgeber während der Veranstaltungen die Rote Karte. Damit machten sie deutlich: So nicht!

„Wer bestehende Vereinbarungen kurzerhand vom Tisch wischt, gefährdet den Betriebsfrieden und zerstört Vertrauen – das können und werden wir nicht hinnehmen“, warnt die IG Metall. Sie fordert die Arbeitgeberseite eindringlich auf, die Kündigungen zurückzunehmen oder sich unverzüglich zu konstruktiven Gesprächen zu bekennen. Ziel müsse es sein, sozialverträgliche Lösungen zu finden und die Zukunft des Standorts auf eine tragfähige Basis zu stellen.

„Die Beschäftigten sind bereit, gemeinsam die Transformation zu gestalten – im Rahmen eines fairen und verbindlichen Zukunftstarifvertrags. Doch das geht nur, wenn der Arbeitgeber die Prinzipien von Respekt, Transparenz und sozialer Verantwortung ernst nimmt“, betonen die Metaller im Gleichklang abschließend. Die Rote Linie ist erreicht. Die IG Metall steht für Dialog, Solidarität und Zukunft – aber nicht für einseitige Diktate zulasten der Belegschaft.

(Presseinformation der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)