Knut Giesler, Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall NRW: „Die Stahlindustrie steckt in einer Polykrise. Die Konjunkturkrise in den Abnehmerbranchen macht den Stahlherstellern zu schaffen. Hinzu kommen die viel zu hohen Energiepreise und die massive Kostenbelastung durch die Transformation zu grünem Stahl. Zusätzlich führen globale Einflüsse, wie die Zollpolitik und der Druck durch steigende Stahlimporte zu großen Unsicherheiten und Verwerfungen auf dem Stahlmarkt. Dass die Politik in Deutschland und Europa bei vielen dieser Themen nur zuschaut, statt für Rahmenbedingung zu sorgen, die der Stahlindustrie Sicherheit für ihre Zukunft zu geben, macht die Situation für die Branche nicht einfacher.“
Vor diesem Hintergrund sei sich die IG Metall ihrer Verantwortung bewusst und wolle mit dem Paket einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Stahlindustrie leisten, so der Gewerkschafter weiter. Die Beschäftigten bräuchten in dieser schwierigen Zeit Sicherheit. Darum solle die Tarifrunde einen Beitrag zur Beschäftigungssicherung leisten. Zudem stehe die Branche im Kampf um die dringend benötigten Fachkräfte in Konkurrenz zu anderen Branchen. Darum müsse vor allem für Auszubildende etwas getan werden. Für den Erhalt der Kaufkraft der Beschäftigten solle die Absicherung der Realeinkommen erreicht werden.
Giesler: „Allein aus wirtschaftlicher Vernunft muss die Kaufkraft der Beschäftigten abgesichert werden. Es wäre absurd, bei konjunktureller Schwäche und wegbrechenden Exportmärkten auch noch die Binnennachfrage abzuwürgen. Der Erhalt der Kaufkraft der Beschäftigten zur Stabilisierung der Binnenkonjunktur gehört zu jeder erfolgversprechenden Antikrisen-Strategie. Zur Sicherung der Kaufkraft gehört beides: Erhalt von Arbeitsplätzen, ohne die die Beschäftigten überhaupt kein Einkommen hätten und Sicherung der Realeinkommen. Darum wollen wir Arbeitsplätze und Einkommen sichern.“
Die IG Metall sei bereit in dieser Tarifrunde einen ungewöhnlichen Weg zu gehen, so Giesler. „Wir haben keine bezifferte Forderung aufgestellt. Wenn wir diesen Weg gehen, heißt das aber nicht, dass wir keine Forderungen an die Arbeitgeber haben oder eine Nullrunde akzeptieren. Ich fordere die Arbeitgeber auf, den Weg der Verantwortung mitzugehen. Nur, wenn wir eine ordentliche Lösung auch beim Geld finden, wird es ein Ergebnis geben.“
In der nordwestdeutschen Stahlindustrie arbeiten 60 000 Beschäftigte. Der Vorstand der IG Metall wird am Freitag, den 12.09.2025 über die endgültige Forderung entscheiden. Die erste Verhandlung findet am 16. September statt. Die Friedenspflicht endet am 30.09.2025 um Mitternacht.